3.4- Heilen im Mitschwingen- Warum Therapie die frühe Eltern-Kind-Beziehung nachbilden muss

3.4- Heilen im Mitschwingen- Warum Therapie die frühe Eltern-Kind-Beziehung nachbilden muss

wir sie dann im Erwachsenenalter heilen? Wenn das Fundament unseres Nervensystems auf einem Gefühl der Unsicherheit gebaut wurde, wie können wir nachträglich eine stabile Basis schaffen? Die Antwort liegt nicht im reinen Verstehen, sondern in der Wiederholung jenes biologischen Prozesses, der in der Kindheit gefehlt hat: der rechtshemisphärischen Resonanz.

Das Problem: Die Wunde ist vorsprachlich

Die instabile Basis, das implizite Gefühl der Unsicherheit, wurde in den ersten zwei Lebensjahren geformt – einer Zeit, die vorsprachlich ist. Das Wissen über die Gefahr, die Muster der Dysregulation und die Schwierigkeiten in Beziehungen sind nicht als bewusste Gedanken, sondern als Körperzustände gespeichert.

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Deshalb ist Reden allein nicht genug. Wir können ein implizites Muster niemals vollständig mit der expliziten, linkshemisphärischen Sprache überarbeiten oder heilen. Dies ist das Kernproblem, an dem so viele gut gemeinte Versuche scheitern, mit tiefen, frühen Verletzungen zu arbeiten.

Die Lösung: Resonanz heilt, was durch fehlende Resonanz entstand

Die Perspektive von Allan Schore bietet hier einen klaren Weg nach vorn: Was durch das Fehlen der Resonanz von rechter zu rechter Hemisphäre entstanden ist, braucht wiederum die Resonanz von rechter zu rechter Hemisphäre, um sich weiterentwickeln und heilen zu können.

Das bedeutet, dass wir in Coaching, Körperarbeit und Therapie genau diese nonverbale, resonante Verbindung in den Vordergrund stellen müssen. Die therapeutische Beziehung wird so zu einem Raum, in dem das Nervensystem des Klienten jene regulierenden und sicherheitsstiftenden Erfahrungen nachholen kann, die in der Kindheit gefehlt haben.

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Die Aufgabe des Therapeuten: Mitschwingen

Um dies zu ermöglichen, müssen wir als Coaches und Therapeuten Experten darin werden, diese rechtshemisphärische Verbindung bewusst herzustellen. Es geht darum, über Kanäle zu kommunizieren, die weit über den Inhalt des Gesagten hinausgehen:

  • Über die Stimme: Die Melodie und der Tonfall (Prosodie) können Sicherheit vermitteln und das Nervensystem direkter erreichen als Worte es je könnten.
  • Über das Gesicht: Eine ausdrucksstarke, präsente Mimik signalisiert Verbundenheit und Empathie.
  • Über den Atem und die Körpersprache: Wenn wir unseren Atem anpassen oder unsere Körperhaltung spiegeln, entsteht eine unbewusste Ebene der Synchronisation.

Das Ziel ist es, in ein gemeinsames Mitschwingen zu kommen. Wenn ein Klient eine schreckliche Erfahrung erzählt, fühlen wir mit. Wenn er die Sicherheit der Beziehung testet, bleiben wir da. Durch dieses Mitschwingen können die impliziten Muster im Nervensystem neu erlebt und verändert werden, was über reines Nachdenken niemals erreichbar wäre.

Effektive therapeutische Arbeit mit frühen Verletzungen ist also keine rein kognitive Übung, sondern ein biologischer Prozess. Der Therapeut erschafft einen Raum der Resonanz, der dem Gehirn des Klienten die Möglichkeit gibt, seine alten Landkarten zu aktualisieren und zu lernen, sich so zu verhalten, als ob die Welt jetzt sicher sein kann.

Quellen

Glossar