18. Glossar IFS

18. Glossar IFS

Teil

Ein Teil ist eine Sub-Persönlichkeit.
Wir alle haben viele Teile, von denen jeder seine eigene Sicht auf die Welt hat – mit eigenen Wahrnehmungen, Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen.
Je nachdem, welcher Teil gerade aktiv ist, verändert sich, wie wir fühlen, denken und handeln.

Rolle eines Teils

Jeder Teil übernimmt eine Rolle in unserem inneren System – also eine bestimmte Fähigkeit, Aufgabe oder Qualität, die er erfüllt.
Im Kern jeder Rolle liegt eine positive Intention: der Wunsch, Schmerz zu vermeiden oder Wohlbefinden zu fördern.

Gesunde und extreme Teile

  • Gesunde Teile übernehmen natürliche, unterstützende Rollen, ohne von der Vergangenheit belastet zu sein.
  • Extreme Teile handeln aus alten Erfahrungen heraus, um das System zu schützen, auch wenn diese Strategien heute übertrieben oder schädlich sind.

Beschützer (Manager & Feuerbekämpfer)

Beschützer sind Teile, die versuchen, das System vor Schmerz oder Überforderung zu schützen.
Ihre Motivation ist, alte Wunden oder Verbannte fernzuhalten.

Manager

Manager sind proaktive Beschützer.
Sie organisieren das Leben strategisch, vermeiden Risiken und sorgen dafür, dass verletzliche Gefühle gar nicht erst aktiviert werden.

Feuerbekämpfer

Feuerbekämpfer sind reaktive Beschützer.
Sie greifen ein, wenn Emotionen oder Erinnerungen bereits hochkommen – oft impulsiv, durch Ablenkung, Suchtverhalten oder andere starke Reaktionen.


Verbannte (Exiles)

Verbannten sind meist jüngere innere Anteile, die schmerzhafte Erfahrungen, Emotionen oder Überzeugungen aus der Vergangenheit tragen.
Sie sind in dieser Zeit „eingefroren“ und werden durch Beschützer vom Bewusstsein ferngehalten, um uns vor Überwältigung zu schützen.


Last

Eine Last ist etwas, das ein Teil in der Vergangenheit übernommen hat – etwa Emotionen, Glaubenssätze oder Verhaltensmuster.
Lasten hindern Teile daran, ihre natürliche, gesunde Rolle einzunehmen.

Für Verbannte ist die Last der Schmerz oder die Angst, die sie tragen.
Für Beschützer ist es die extreme Rolle, die sie übernommen haben, um das System zu schützen.

Legacy Burdens (vererbte Lasten)

Vererbte Lasten sind Überzeugungen, Ängste oder emotionale Muster, die aus Familie, Kultur oder Vorfahren übernommen wurden – ohne dass sie auf einer eigenen Erfahrung beruhen.


Selbst

Das Selbst ist unser wahres Wesen – ruhig, klar, mitfühlend und präsent.
Im IFS steht das Selbst für die Quelle von Bewusstsein, Führung und innerer Weisheit.

Wenn das Selbst im Vordergrund ist, erleben wir Vertrauen, Ruhe und natürliche Verbundenheit mit unseren Teilen.

Das Ich

Das Ich ist die Gesamtheit der gegenwärtigen Erfahrung von „Ich“ – also die Wahrnehmung dessen, wer ich bin.
Es umfasst bewusste Gedanken, Identifikationen und die Art, wie wir unsere Erfahrung strukturieren – einschließlich unbewusster Muster und Überzeugungen.

Das Ich beinhaltet die Erfahrung unseres Selbst, unserer Teile und unserer Muster. Es ist das, was wir von Moment zu Moment zu sein glauben – ausgedrückt in Gefühlen, Wahrnehmungen, Gedanken und Handlungen.

Technisch gesehen: Das Ich ist die Selbst-Erfahrung ausgehend vom Sitz des Bewusstseins.


Die 8 Cs des Selbst

Die Qualitäten, die auftauchen, wenn wir mit unserem Selbst in Verbindung sind:
Curiosity, Compassion, Calmness, Confidence, Creativity, Courage, Connectedness, Clarity
Im Deutschen: Neugier, Mitgefühl, Ruhe, Selbstvertrauen, Kreativität, Mut, Verbundenheit und Klarheit.


Selbstführung

Selbstführung beschreibt den Zustand, in dem das Selbst die innere Führung übernimmt und die Teile diesem Selbst vertrauen.
In diesem Zustand arbeiten Teile und Selbst harmonisch zusammen – ohne innere Spaltung oder Überwältigung.


Verschmelzen (Übernehmen)

Verschmelzen bedeutet, dass ein Teil das System vollständig übernimmt.
Dann fühlt, denkt und handelt eine Person aus der Perspektive dieses Teils – als wäre sie „eins“ mit ihm.


Entschmelzen (Separieren)

Entschmelzen beschreibt den Moment, in dem sich ein Teil wieder vom Selbst trennt.
Das Bewusstsein erkennt: „Ein Teil von mir fühlt so – aber ich bin nicht dieser Teil.“
Diese Differenzierung ist zentral für Heilung und Selbstführung.


Die 6 F’s der Arbeit mit Beschützern

Das IFS-Modell beschreibt sechs Schritte, um mit Beschützern in Kontakt zu treten und Vertrauen aufzubauen:

  1. Finden – Den Teil im Körper oder Bewusstsein lokalisieren.
  2. Fokussieren – Die Aufmerksamkeit gezielt auf diesen Teil richten.
  3. Herausfinden – Mehr über den Teil lernen, ohne ihn zu analysieren.
  4. Gegenüberfühlen – Die Präsenz des Selbst prüfen und ggf. weiter entschmelzen.
  5. Anfreunden – Eine Beziehung vom Selbst zum Teil aufbauen.
  6. Befürchtungen erkunden – Die tiefsten Ängste des Teils verstehen.

Entlastung von Teilen

Entlastung bedeutet, dass ein Teil die Last der Vergangenheit loslässt.
Danach kann er zu seiner gesunden, ursprünglichen Rolle zurückkehren.
Dies gilt sowohl für Verbannte als auch für Beschützer.


Entlastungsprozess mit Verbannten

Der Entlastungsprozess im IFS umfasst mehrere Schritte:

  1. Kontaktieren – Verbindung mit dem Verbannten aufnehmen.
  2. Bezeugen – Die Erfahrung und den Schmerz des Teils miterleben.
  3. Neue Erfahrung ermöglichen – Den Teil unterstützen, eine korrigierende Erfahrung zu machen.
  4. Zurückholen – Den Teil aus der alten Situation herausführen.
  5. Entlasten – Den Teil die Last symbolisch oder energetisch ablegen lassen.
  6. Integrieren – Den entlasteten Teil in das Gesamtsystem zurückholen.