11. Die 6 F's: Die Schritte für die Arbeit mit Beschützern im IFS

11. Die 6 F's: Die Schritte für die Arbeit mit Beschützern im IFS

Herzlich willkommen zum dritten Teil der Einführung in IFS als Ansatz für Coaching, Therapie und persönliche Entwicklung. In diesem Artikel möchte ich mit dir die 6 F's erforschen – die Schritte für die Arbeit mit Beschützern.

Überblick: Die Struktur des IFS-Ansatzes

Um erstmal eine Orientierung zu schaffen: IFS oder das Internal Family System hat als Ansatz mehrere Schritte. Diese Schritte können ganz grob in die Arbeit mit Beschützern und die Arbeit mit Verbannten unterteilt werden.

Die beiden Phasen haben sehr ähnliche Prinzipien – das sind die, die ich im letzten Artikel erklärt habe – aber sie haben unterschiedliche Schritte, und diese möchte ich auch in zwei unterschiedlichen Artikeln erforschen.

In diesem Artikel geht es erstmal um die 6 F's, die Arbeit mit den Beschützern.

Die 6 F's im Überblick

Ich werde einfach diese 6 F's einmal vorlesen, damit du sie schon einmal gehört hast, dann werden wir sie einzeln betrachten. Die Schritte sind:

  1. Find – Finden von Teilen
  2. Focus – Fokussieren auf einen Teil
  3. Flesh out – Herausfinden, was ein Teil ausmacht
  4. Feel toward – Gegenüber fühlen
  5. Befriend – Befreunden
  6. Fears – Die Befürchtungen von Teilen herausfinden

Das sind erstmal ganz grob die 6 F's.

Zwei Dreiergruppen

Häufig werden diese noch mal in zwei Dreiergruppen eingeteilt, wobei:

  • Die ersten drei Schritte (Finden, Fokussieren und Herausfinden) erstmal die Kontaktaufnahme mit Teilen sind
  • Die zweiten drei Schritte (Gegenüber fühlen, Befreunden und die Befürchtungen) dann die tiefere Erforschung von Beschützern sind

Das Beispiel für diese Arbeit

Für die nächsten beiden Artikel möchte ich das Beispiel einer Frau, ungefähr 40, mit Beziehungsproblemen besprechen. Ich möchte die Schritte, die eine Session macht, wenn jemand mit Beziehungsproblemen kommt, und wie man daraus eine Teile-Erforschung macht, durchgehen.

Die Session, die ich als Beispiel bringe, ist ein bisschen vereinfacht, damit die Schritte klar nachvollziehbar sind.

Diese Frau kam, weil sie Beziehungsprobleme hatte, weil sie merkte, es gibt immer wieder Momente, in denen es nicht mehr gut weitergeht. Und vor allen Dingen, in ihren Worten – und dies waren Worte, die sie mehrfach während der Session wiederholte – führt es zu Problemen, weil sie so wütend wird: "Ich werde so wütend."

Schritt 1: Find – Finden von Teilen

Damit kommen wir zu Schritt eins, dem ersten F: Das Finden von Teilen.

Hier geht es um den Schritt von den Problemen, den Herausforderungen, mit denen Menschen kommen – die Dinge, die Menschen dazu bringen, Coaching, Therapie oder auch mit sich selbst zu arbeiten – und aus diesen Problemen Teile zu machen.

Beziehungsweise: Über diese Probleme einen Zugang zu den Teilen zu finden, die mit diesen Problemen zusammenhängen, und dann diese Teile zu erforschen.

Von Erfahrungen zu Teilen

Grafisch dargestellt ist das: Menschen kommen mit bestimmten Erfahrungen, Gedanken, Gefühlen, und die Frage ist: Wie können wir diese als Teile finden, identifizieren?

Da sind oft einige Schritte notwendig:

  1. Die Teile-Sprache, das Teile-Konzept einführen – besonders Menschen, die zu jemandem als Coach, als Therapeuten kommen und die jetzt nicht wegen des IFS-Ansatzes kommen, müssen dafür verstehen: Vielleicht haben wir alle unterschiedliche Teile, vielleicht sind diese Teile auch an diesem Problem beteiligt, und so weiter
  2. Basierend auf dieser eingeführten Teile-Sprache dann auch Teile identifizieren – sprich: Jemand kommt mit einem bestimmten Problem "Ich fühle mich immer so klein", eben nicht nur dieses "Ich fühle mich so klein" zu erforschen, sondern zu schauen: Gibt es dort einen Teil, der sich klein fühlt? Oder ist das vielleicht ein Teil, der sehr klein ist?

Also diesen Schritt zu gehen – das ist erstmal dieser Schritt eins vom Finden.

Grob zusammengefasst

Grob zusammengefasst könnte man sagen: Aus Erfahrungen Teile machen – Erfahrungen zu Teilen machen.

Das Beispiel: Der wütende Teil

Nachdem diese Frau mehrfach gesagt hat "Ich werde so wütend" und wir auch mit diesem "Ich werde so wütend" Zeit verbrachten, und es klar wurde – auch wenn sie darüber erzählt, dann wird sie auch jetzt gerade so wütend – war der erste Schritt zu schauen: Können wir dieses Wütende, das, was da so wütend wird, als einen Teil bezeichnen?

Können wir das auch für die Session und für unsere Arbeit miteinander als einen Teil betrachten? Das ist das Einführen der Teile-Sprache.

Und für sie war das okay: Ja, wir können hier das als Teil identifizieren und damit weiterarbeiten.

Schritt 2: Focus – Fokussieren

Nach diesem ersten Schritt in der Teilearbeit folgt Schritt 2: Das Fokussieren.

Fokussieren ist das Konzentrieren auf einen Teil. Das heißt, aus all den möglichen Dingen, die wir in diesem Moment erforschen könnten, aus all den unterschiedlichen Erfahrungen, in diesem Moment zu sehen: Wie können wir uns auf den Teil, den wir zum Zielteil – oder der uns interessiert – den wir als Zielteil identifiziert haben, der uns interessiert, wie können wir uns auf diesen Teil fokussieren, konzentrieren?

Der Prozess des Fokussierens

Da geht es oft darum:

  • Nach innen zu gehen mit der Erfahrung des Teils – das können Gedanken, das können Gefühle, das können Impulse sein
  • Mit diesen zu bleiben und diese zu erforschen und zu benennen
  • Und dann, beim Benennen, auch den Teil zu benennen

Häufig ist es unglaublich hilfreich, besonders wenn man einen Teil tiefer erforschen will, einen Namen, eine Bezeichnung für diesen Teil zu finden, über die man dann auch wieder Kontakt mit dem Teil aufnehmen kann.

Das Beispiel: Der Hitzkopf

Nachdem dieses "Ich werde so wütend" als Teil identifiziert wurde und wir mit der Aufmerksamkeit bei diesem wütenden Teil blieben, war die erste Aussage einfach: "Er ist so wütend."

Was schon diesen Schritt von "Ich bin wütend" zu "Der Teil ist wütend" und "Er ist so wütend" machte.

Sie beschrieb es als wäre dieser Teil in diesem Moment ein – fast wie ein Rage.

Während wir das auch weiter erforschten, war die nächste Frage: Wie könnten wir denn diesen Teil nennen? Oder wie möchte dieser Teil auch genannt werden?

Und da war die Antwort: "Der Hitzkopf, der Hitzkopf-Teil."

Und der Rest auch der Session war die Erforschung und auch das Vertiefen dieser Arbeit mit dem Hitzkopf-Teil.

Schritt 3: Flesh out – Herausfinden

Über das Fokussieren auf einen Teil entsteht dann ganz automatisch, meistens zumindest, Schritt 3: Das Herausfinden.

Im Deutschen wurde auch versucht, mit 6 F's zu arbeiten, deswegen sind die Worte teilweise so halb passend. Aber im Herausfinden geht es darum, nicht nur die Aufmerksamkeit bei dem Teil zu lassen, sondern eben diesen tiefer zu erforschen und mehr über diesen Teil zu lernen.

Die Fragen beim Herausfinden

Da sind Fragen wie:

  • Wie ist dieser Teil?
  • Was sagt er?
  • Fühlt der Teil was?
  • Was bemerkst du auch in dir, wenn du mit diesem Teil bleibst?
  • Und auch: Was möchte dieser Teil? Was will dieser Teil?

Das sind alles so Fragen, so Dinge, die wir, indem wir mit dem Teil bleiben, auch in unserer Erfahrung mit dem Teil bleiben, herausfinden möchten.

Das Beispiel: Der Teil will gehört werden

Der nächste Schritt war dann das Herausfinden, mehr über diesen Hitzkopf zu lernen.

Während sie diesem Hitzkopf Fragen stellte – "Wie möchte er etwas zeigen?" oder ähnliches – war die erste Antwort, und das erste, was dem Teil ganz wichtig war klarzustellen: Der Teil will, dass sie gehört wird.

"Oh!" – und das hat sie auch überrascht. Das war ihr so nicht klar, dass dieser Teil, der so wütend wird, überhaupt eine Intention hat. Aber: "Er will, dass ich gehört werde."

Das war eine ganz wichtige Aussage auch über diesen Teil.

Und etwas, das geschah, als sie dieses "Er will, dass ich gehört werde" realisierte, war, dass eine Energie damit aufstieg – nicht nur eine Wut, nicht nur ein "Boah", sondern eine Kraft auch mit diesem "Der Teil will, dass ich gesehen werde."

Und das war wie ein Schritt, wo die ganze Session auch eine Ebene tiefer gegangen ist.

Wichtige Anmerkung zu den ersten drei Schritten

Eine kleine Anmerkung zu diesen 6 F's und vor allen Dingen zu diesen ersten drei Schritten ist, dass das Ganze sehr schnell gehen kann.

Sprich: Wir können innerhalb von zwei Fragen, 12 Sekunden, von einem Teil identifizieren zu etwas über diesen Teil herausfinden kommen. Teilweise ist das so einfach: "Ja, was möchte dieser Teil?" – fertig.

Es kann aber auch sehr lange dauern. Bei manchen Teilen, bei manchen Themen kann es sein, dass es schwierig ist, einen Kontakt zu finden, dass es auch viele andere Teile gibt, die mit aktiv werden, die sagen "Oh Gott, da auf keinen Fall hinschauen" – sogenannte besorgte Teile.

Das heißt, es ist einfach wichtig, im Hinterkopf zu behalten: Dieser Schritt kann sehr schnell gehen, es kann aber auch sehr lange dauern, bis man wirklich Kontakt mit einem Teil aufgebaut hat, bis man mehr über ihn herausgefunden hat. Es gibt da kein besser oder schlechter, das ist einfach unterschiedlich.

Der Übergang zu den zweiten drei F's

So sind wir bereits die ersten drei Schritte der 6 F's durchgegangen: Finden, Fokussieren und Herausfinden.

Ich möchte den Übergang zu den zweiten drei – dem Gegenüber fühlen, Befreunden und den Befürchtungen – finden.

Hier kann man ganz allgemein sagen, dass es hier tiefer wird, dass wir hier die Beziehung, den Kontakt und auch die Kommunikation mit den Teilen vertiefen.

Und es eben, über einen Teil finden, Kontakt aufbauen, jetzt darum geht, wirklich mehr über diesen Teil zu lernen und ihn tiefer zu verstehen.

Schritt 4: Feel toward – Gegenüber fühlen

In diesem Prozess des tiefer Verstehens ist Schritt 4, das Gegenüber fühlen, erstmal eine ganz wichtige Stelle und ein ganz wichtiger Checkpunkt dieses Prozesses.

Denn beim Gegenüber fühlen geht es darum zu überprüfen: Ist Selbstenergie, ist das Selbst präsent? Oder bin ich mit einem Teil – vielleicht dem Teil, den ich gerade versuche zu erforschen – verschmolzen?

Und wenn nötig: Zu entschmelzen.

Die klassische Frage

Dieser Schritt des Gegenüberfühlens heißt so, weil das die klassische Frage ist, die an dieser Stelle im IFS-Ansatz, in den IFS-Prozess gefragt wird. Die Frage ist: "Was fühlst du dem Teil gegenüber?"

Und mit dieser Frage – machen wir – gibt es eine große Veränderung in der Art, wie wir Kontakt aufnehmen.

Wo es vorher darum ging, mehr über den Teil zu lernen – herausfinden, fokussieren und so weiter – geht es jetzt um die Frage: Wie ist es denn für dich, mit dem Teil zu sein? Was fühlst du dem Teil gegenüber?

Der Selbstenergie-Check

Die Antwort auf diese Frage gibt uns viel Auskunft darüber:

  • Ob das Selbst präsent ist
  • Ob andere Teile besorgt sind
  • Ob wir vielleicht zu sehr mit dem Teil verschmolzen sind
  • Und so weiter

Das heißt, anhand der Antworten können wir unterscheiden: Ist genug Selbst da? Sind andere Teile präsent?

Und können dann dementsprechend schauen: Müssen wir vielleicht erst entschmelzen? Müssen wir Teile zur Seite bitten? Hilft es vielleicht, eine kurze Meditation zu machen, um auch mehr Achtsamkeit herbeizuführen? Und so weiter.

All diese Schritte können notwendig sein, abhängig vom Selbstenergie-Check, dem "Was fühlst du dem Teil gegenüber?"

Das Beispiel: Der ängstliche Teil

Aufbauend auf dem Schritt zu sagen "Der Teil will, dass ich gesehen werde", war die nächste Frage dann: Wie ist es denn auch für dich, mit diesem Teil zu sein, der möchte, dass du gesehen wirst? Was fühlst du diesem Teil gegenüber, dem Hitzkopf, der möchte, dass du gesehen wirst?

Und die erste Antwort war: "Ich befürchte, dass der meine Beziehung ruinieren könnte."

Und so, wie sie das sagte, wie auch der Körper dabei wirklich Angst hatte – von der Perspektive her ist die Grundannahme: Da ist wahrscheinlich ein anderer Teil.

Das heißt, der nächste Schritt an diesem Punkt war zu fragen: "Und es ist okay, wenn wir diese Angst, dass er die Beziehung ruinieren könnte, auch als einen Teil betrachten und erforschen?"

Und auch wenn das für sie erst mal ein eigenartiger Gedanke war: "Was? Ja."

Das Entschmelzen

So haben wir einen zweiten Teil identifiziert – ein Teil, der Angst hat, dass dieser Hitzkopf die Beziehung ruinieren könnte.

Und im Rahmen des Entschmelzens hat sie den Teil gebeten: Ob er ein wenig zur Seite treten kann? Ob er ein bisschen Raum machen kann?

Und der ängstliche Teil hat das dann auch getan.

Und da gab es wieder eine ganz sichtbare Veränderung, wo der ganze Körper sich wie ein bisschen entspannt hat.

Selbstenergie ist präsent

Als dieser ängstliche Teil Raum gemacht hat, sagte sie – und ich sie noch mal gefragt, was fühlst du denn jetzt auch dem Hitzkopf gegenüber – "Wow, ich bin offen. Ich möchte diesen Teil besser kennenlernen."

Und das wären alles Anzeichen für Selbstenergie – das Selbst ist jetzt mit dem Hitzkopf in Kontakt.

Schritt 5: Befriend – Befreunden

Wenn wir also Kontakt mit dem Teil haben, Selbstenergie vorhanden ist und wir vom Selbst aus mit dem Teil in Beziehung sind, dann kann es zu der nächsten Phase kommen: Dem Befreunden.

Beim Befreunden geht es darum, eine hilfreiche Beziehung und Vertrauen zwischen dem Selbst und dem Teil zu entwickeln.

Das heißt, allein das mit dem Teil im Kontakt sein ist nicht immer genug, um diese Beziehung aufzubauen. Und hier, in diesem Schritt, geht es darum, ganz bewusst auch zu schauen: Wie können wir dafür sorgen, dass dieser Kontakt, dass diese Beziehung gut vorhanden ist?

Zwei wichtige Schritte

Da sind oft besonders zwei Schritte sehr wichtig:

Schritt 1: Das Teilen von Selbstenergie

Wenn Menschen, wenn du in einer Session Neugierde dem Teil gegenüber hast, Mitgefühl oder auch den Mut zu sagen "Hey, lass uns dieses Ding anschauen", dann kann es unglaublich hilfreich sein, diese Selbstenergie, dieses Mitgefühl, diese Neugierde, dieses Interesse mit dem Teil zu teilen – dem Teil zu zeigen, zu sagen und so weiter:

"Ich fühle mich gerade so dir gegenüber. Ich bin neugierig. Ich bin offen dir gegenüber. Ich verurteile dich nicht."

All diese Impulse, die ganz natürlich für das Selbst, für die Selbstenergie sind, sind häufig neu für den Teil, und es kann eine Erleichterung sein, wenn der Teil dies mitbekommt, dies wirklich fühlt, spürt, hört.

Schritt 2: Sichergehen, dass der Teil das Selbst wahrnimmt

Das zweite, was damit zusammenhängt, ist auch sicherzugehen, dass der Teil überhaupt mitbekommt: Da ist das Selbst, da ist ein Erwachsener.

Es kann sein, dass wir dem Teil sagen "Hey, ich habe Neugierde dir gegenüber", aber es gibt oft einen Moment, wo der Teil überhaupt erst wahrnimmt: Da ist das Selbst.

Und diese Wahrnehmung, auch diese Realisierung des Teils von "Da ist was, da ist jemand", kann ganz wichtig sein. Weil das für die Teile oft heißt: Endlich!

Oft haben sie so lange Rollen übernommen, die eigentlich zu viel für sie waren, und jetzt, wo das Selbst da ist, gibt es wie eine Erleichterung. Und dann kann man auch in der Erforschung mit den Teilen oft viel tiefer gehen.

Das Beispiel: Die Beziehung aufbauen

Mit dem Kontakt auch zwischen dem Selbst und dem Hitzkopf ging es erstmal auch darum, eine Beziehung zwischen beiden aufzubauen.

Der Schritt 1 war erstmal überhaupt diese Selbstenergie zu teilen: Kannst du dem Teil zeigen oder sagen, dass du offen ihm gegenüber bist? Dass du neugierig auf ihn bist?

Und sie konnte das. Und am Anfang war der Teil ein wenig verwirrt, weil das nicht die normale Erfahrung ist – normalerweise finden andere ihn eher nicht so gut und wollen ihn loswerden.

Aber als der Teil das wirklich mitbekommen hat und das auch realisierte – dass da jemand ist und dieser jemand offen ist und neugierig und diese Selbstenergie, diese positive Energie ihm gegenüber – war er freudig.

Und damit war auch dieses Befreunden im Grunde dann mit diesem "Wow, da ist jemand!" konnte sich der Teil ein bisschen entspannen. Er konnte wirklich – wieso – kleiner werden, was wiederum dazu geführt hat, dass sie sich auch entspannen konnte und mehr Selbstenergie zur Verfügung war.

Das heißt, dadurch, dass sie dem Teil gegenüber diese Energie geteilt hat, konnte der Teil sich entspannen, was wieder zu mehr Selbstenergie geführt hat.

Schritt 6: Fears – Die Befürchtungen erforschen

Und dann, wenn es diese Beziehung zwischen Selbst und Teil gibt, dann ist der Schritt, der oft sehr hilfreich ist: Das Erforschen der Befürchtungen.

Da sind wir wieder beim F, das der Teil hat.

Warum Befürchtungen erforschen?

Beschützer haben oft sehr spezifische Befürchtungen von dem, was geschehen könnte, wenn sie aufhören, ihren Job zu machen.

Und an dieser Stelle im IFS-Prozess können wir genau das erforschen und damit erforschen:

  • Was treibt den Teil denn an?
  • Warum macht er das, was er macht?
  • Warum erfüllt er diese Rolle, die er meistens ja gar nicht selbst erfüllen will, aber glaubt, er muss?
  • Was befürchtet er, würde oder könnte geschehen, wenn er aufhören würde, so hart zu arbeiten? Wenn er aufhören würde, immer wieder so viel zu essen? Und so weiter.

Was befürchtet der Teil könnte dann geschehen?

Der Übergang zu den Verbannten

Diese Befürchtungen deuten häufig auf Verbannte hin. Das heißt, hier ist ganz häufig der Übergang auch zu der Arbeit mit Verbannten möglich. Das ist das, was wir im nächsten Artikel erforschen werden.

Das Beispiel: Die Befürchtungen des Hitzkopfs

Dann, mit dieser Beziehung auch zwischen Selbst und dem Teil, konnte sie auch gemeinsam mit dem Teil erforschen: Was befürchtet dieser Teil denn könnte geschehen, wenn er nicht explodieren würde? Wenn er nicht so hitzköpfig reagieren würde?

Und die Antwort, die wie aus der Pistole geschossen kam, war: "Dann wirst du nicht respektiert. Dann werde ich nicht respektiert."

Und das war einerseits wie ganz klar, und andererseits – was sie gar nicht so ganz verstanden hat – "So, was heißt das?" Das war nicht ganz greifbar.

Tiefer bohren

Eine Frage, die wir dann gestellt haben, war einfach noch mal die gleiche Frage zu stellen, mit dem: "Und wenn du nicht respektiert wirst, was könnte dann geschehen?"

Und da teilte der Teil mit: "Dass andere sie ausnutzen können."

Und was sie da sah, war wie ein Bild von riesig großen Menschen, die viel größer sind als sie, die sie ausnutzen konnten.

Und auch wenn das emotional mehr fühlbar wurde, war das immer noch nicht ganz klar – "Was heißt das?"

Noch tiefer

Und da war einfach die gleiche Frage noch mal: "Und was befürchtet der Teil könnte geschehen, wenn andere dich ausnutzen?"

Und da wurde die Antwort, und vor allen Dingen die Art der Antwort, ganz anders. Da sagte der Teil: "Ich könnte mich wieder wertlos fühlen."

Oder sie sagte: "Der Teil hat Angst, ich könnte mich wieder wertlos fühlen."

Der Übergang zu den Verbannten

Und das ist dieser Schritt, wo auch über das "wieder" – zumindest die Möglichkeit relativ groß ist – dass da über einen Verbannten, der sich mal wertlos gefühlt hat und wahrscheinlich immer noch wertlos fühlt, gesprochen wird.

Und genau an dieser Stelle war auch in der Session der Übergang von der Arbeit mit den Beschützern zu den Verbannten.

Zusammenfassung

Das waren dann auch schon die 6 F's. Das ist die Arbeit, das Erforschen von Beschützern:

  1. Find – Von der Identifizierung, dem Finden der Beschützer
  2. Focus – Über das Fokussieren
  3. Flesh out – Das Herausfinden
  4. Feel toward – Über das Entschmelzen beim Gegenüberfühlen
  5. Befriend – Das Befreunden und Beziehung aufbauen
  6. Fears – Bis hin zu der Erforschung dessen, was die Teile befürchten, was sie so antreibt

Zusätzliche Option: Verhandeln

Für heute möchte ich noch eine ganz kleine Bemerkung hinten anschließen.

Denn an dieser Stelle, wo wir auch den Übergang in die Erforschung der Verbannten machen, da ist das der ganz klassische IFS-Therapieweg.

Alternative: Das Verhandeln mit Beschützern

Ich glaube, eine Möglichkeit, die auch existiert, ist einfach nur mit den Beschützern zu arbeiten – das Verhandeln mit den Beschützern.

Es ist aber auch wichtig, einfach im Hinterkopf zu haben, dass besonders in Coaching-Settings oder auch in der Arbeit mit sich selbst, überhaupt das Erforschen von dem, was versuchen Teile zu machen, und auch das Verhandeln, um zu schauen: Können wir andere Wege finden, das, was der Teil versucht zu erreichen, auf eine gesündere Art und Weise zu erreichen?

Und dass es gar nicht immer darum gehen muss, alle Verbannten bis in die Tiefe zu erforschen.

Wann ist was notwendig?

Ich glaube, es gibt Themen in unserem Leben, wo das ganz notwendig ist. Aber ich glaube, es gibt auch Themen, wo es genügen kann:

  • Mit dem Teil eine Ausrichtung zu finden
  • Zu schauen: Was braucht dieser Teil denn, um vielleicht andere Verhaltensweisen zu ermöglichen?

Und dass einfach dieser Aspekt des Verhandelns, besonders im Coaching, eine ganz ausreichende Möglichkeit für viele Themen sein kann.

Aber das werde ich ziemlich sicher in anderen Artikeln noch in der Zukunft genauer erläutern.

Ausblick

Im nächsten Artikel geht es um die Arbeit mit den Verbannten und die Entlastung.